2007 – 2009
Die Ansprüche an öffentliche Gebäude steigen seit einigen Jahren beträchtlich. Dazu gehören viele technische Notwendigkeiten wie Brandmelde- und Alarmanlage, Notbeleuchtung und energiesparende Ausleuchtung und Beheizung, aber auch die Forderung nach einem barrierefreien Erreichen aller für die Besucher zugänglichen Gebäudeteile gehört dazu. Auch hier waren dies Auslöser für die erforderlichen Umbauten.
Im Umbau der 70-er Jahre wurde im Trakt des ehemaligen Bürgerspitals eine Treppe vom Erdgeschoß in das Obergeschoß eingebaut und dabei eine Gewölbezone verändert. Der Lifteinbau wäre die nächste Störung der historischen Bausubstanz gewesen. Daher wurde die Treppe abgebrechen, an dieser Stelle der Lift eingesetzt – wo auch die Zwischengeschoße gut zu erreichen sind – und die im Hof befindliche desolate Treppe wurde erneuert und überbaut, sodass ein neues Stiegenhaus entstand. Dass daraus ein fantastischer zweigeschossiger Raum resultiert, mit Sichtverbindung in den Hof des Bürgerspitals und darüber hinweg bis zum Schloß der Stadt ist der große räumliche Gewinn. Die Handschrift des ersten Bauabschnittes, des Umbaus aus 1995, wo Foyer und Kulturparkhalle neu geschaffen wurden, sollte sich hier wieder finden. Damit war auch das Baumaterial, das sich als Kontrast zum massiven historischen Bestand architektonisch bestens bewährt hat definiert: eine Holzkonstruktion, großzügig verglast und eingehüllt mit Kupferblech.
Ähnlich einer Schachtel aus Holz, deren Wandteile bis auf Streifen reduziert ist, sitzt der Raum zwischen den Hofmauern, bringt diese damit in den Innenraum und macht das historische Gebäude zu einem Exponat des Museums. Die Holzwände und die Holzdecke aus verleimtem Kreuzlagenholz sind unbehandelt, es sind einfache, zurückhaltende Bauteile. Die überdimensionale Verglasung mit der zarten Eisenkonstruktion zur Aussteifung und den hier aufgelegten Brettern als Sonnenschutz wirkt wie ein Bildschirm in die Stadt.
Der Besucher erlebt das Foyer als Raum hinter der Stadtmauer mit Blick in die Vorstadt, in die Gartenzone unterhalb, dann kommt er in das Madermuseum mit den großen landwirtschaftlichen Geräten und schlüpft durch einen Durchbruch wieder zurück in das städtische ehemalige Bürgerspital, wo er dann im neuen zentralen Erschließungsraum steht, in die Stadt und den Hof blickt, den Rundgang im Erdgeschoß beginnt, und auch den Blick hinauf in das Obergeschoß hat, wo schon Teile der bedeutenden Sammlungen Höbarths hervorblicken. Der neue Raum bietet eine perfekte Orientierung für den Besucher, er fängt ihn immer wieder auf bei seinen Rundgängen, und er ermöglicht ein Bespielen mit Wechselausstellungen, mit Lesungen, kleinen Konzerten, Vorträgen usw. Er ist zum Zentrum des weitläufigen Museumskomplexes geworden.
Ergänzend wurde das Büro in eine ehemalige Hausmeisterwohnung im Obergeschoß eingebaut und die Depotsituation im Hause deutlich verbessert.
Mitarbeiter
Peter Turner, Martina Lindner, Michaela Chaloupek
Statik
Wagner & Co ZT KEG, Wien
Nutzfläche 1.400 m2
Bauvolumen netto Euro 1 Mill.
Foto
Gerhard Lindner
Standort
Horn, Wienerstraße 4
Bauherr
Stadtgemeinde Horn